Wolfgang at Tivoli

23.12.2022

November 2022

Namibia, November 2022, Neumond, 10 Tage Astro Farm Tivoli
München, Donnerstag, 22. Dezember 2022
Itinere facto
Zunächst möchte ich einmal berichten, dass ich selbst vollkommen überwältigt bin,
von dem was ich auf der Reise erlebt und erreicht habe. Und das um so mehr, wenn
ich bedenke, dass ich die Reise kurzfristig organisierte und ich mir das Material
ebenso schnell zusammenstellen und sicher transportieren musste. Obendrein zu
einer Zeit, die wettermäßig nicht ideal erscheint.
Ich habe ein kurzes Video zusammengestellt und direkt nach der Reise im
Freundeskreis ausgetauscht. Es hat bereits sehr viel Lob empfangen, obwohl es nur
die Bilder (JPG) direkt aus der Kamera enthielt. Jetzt ist das gleiche fertig mit
Bildern, die durch eine recht aufwendige Bildverarbeitung gegangen sind. Und ich
bin so zufrieden, dass ich sagen kann, das Ziel meiner vielen Jahre Astroreisen ist
erreicht. Das mehr überlasse ich gern den Profis.
Ich möchte jedoch kurz berichten, wie ich zu der Einschätzung komme und ein paar
Tipps geben, wie künftigen Besuchern solch ein Erfolg ermöglicht werden kann.
Warum hatte ich 30kg Material dabei und wozu hat es gedient?
Zunächst zur visuellen Ausstattung. Ich hatte drei Ferngläser dabei, Vixen 2x40,
Nikon 8x40 und Eigenbau 18x72 APO Binoteleskop mit 90 Grad Einblick und
Starsense manuellem Goto auf Rollei Carbon Stativ und Manfrotto
Gabelmontierung. Zu ersten zwei Gläsern brauche ich nicht viel erklären, sie sind für
den Überblick und die Orientierung am Südhimmel sehr nützlich. Objekte wie die
magellanschen Wolken lassen sich auch mit dem Binoteleskop problemlos
anfahren, bei den zahlreichen prächtigen NGC Objekten erspart man sich mit dem
Starsense aber die aufwendige Suche und kann sie gezielt und schnell ansteuern.
Hier ergab sich nur anfänglich eine leichte Beeinträchtigung durch vorbeiziehende
Wolken. Was auch wichtig ist, auf dem Android Mobiltelefon funktionierte nicht die
Positionserkennung per GPS oder Integration in die Software. Erst nach Eingabe
des Standortes funktionierte dies perfekt. Für die 18x Vergrößerung kamen Televue
Panoptik 24 zum Einsatz, für die 30x Vergrößerung ein Pärchen Panoptik 15. Auch
bei dieser Vergrößerung ließen sich die Deep Sky Objekte problemlos anfahren. So
stand das Bino stets neben der Säule und erlaubte die visuelle Beobachtung
während Langzeitbelichtungen. Die einfache Handhabung machte das Stöbern im
südlichen Deep Sky zu einer wahren Freude und Genuss.
Hier nur einmal die Highlights, die großen Kugelsternhaufen aufgelöst, die große
magellansche Wolke bei 18x und bei 30x eine Fundgrube ohne Ende. Eta Carinae
fehlt nur die Farbe, feinste Strukturen, gewaltige Nebelausdehnungen werden
sichtbar.
1
Namibia, November 2022, Neumond, 10 Tage Astro Farm Tivoli
Zweiter Schwerpunkt der Reise war die Astrofotografie auf einer Nachführplattform
mit 3 bewährten Objektiven. Da für Vixen GP Säulen vorhanden sind, konnte ich mir
ein zusätzliches Stativ sparen. Der GP Kopf ist bereits so modifiziert, dass
1. Einsatz bei geogra fischer Breite von 23 Grad möglich ist
2. Ein fester 90 Grad WW-Polsucher, in dem das Octans Trapez sichtbar ist
3. Anstelle der Deklinationsachse ein Kugelkopf montiert ist
Nach grober Richtungsfindung (Flugfeld hat eine Ausrichtung von 087 Grad) konnte
bereits in den ersten noch recht wolkigen Nächten die Polausrichtung erfolgen.
Dabei war ich selbst erstaunt, wie gut und klar das Octans Trapez sichtbar ist.
Als Astrokamera kam meine umgebaute Sony A7S zum Einsatz mit und ohne
Astronomik L2 Clip Filter. Letzteres erwies sich bei dem 12mm Objektiv als absolut
notwendig, da ansonsten nicht auf unendlich fokussierbar war. Bei 45mm und
135mm war dies nicht notwendig.
Die Rektaszensionsachse ist motorisiert und wird von einer Schrittmotor Steuerung
betrieben. Als Stromversorgung reichte eine Powerbar über USB mit 5V. Beim
Anbau des Motors bemerkte ich, dass die Zahnräder nicht mehr perfekt ineinander
greifen und so musste dort eine Justage erfolgen.
Der Kopf hat bereits auf zahlreichen Astroreisen als Plattform gedient und führt die
genannten Objektive auch über 2 Minuten ausreichend nach, so dass kein
Autoguider zum Einsatz kommen musste.
Als es ein technisches Problem in einer Sternwarte gab, konnte ich bei der Analyse
des Fehlers und dessen Behebung helfen. Den Testaufbau durfte ich dann in der
selben Nacht für eigne Aufnahmen nutzen. So hatte ich die einmalige Gelegenheit
zu sehr tiefen Aufnahmen mit 1040mm Brennweite. Die Montierung läuft derart
genau und ist so perfekt eingesüdet, dass bei 5 min Belichtung sich immer noch
eine perfekte Sternabbildung ergibt.
Wesentlich zum Erfolg der Reise beigetragen hat das milde Frühlingswetter und die
tolle Betreuung und Stimmung auf der Farm. So ist es mir gelungen ist, die Technik
nachts zum Funktionieren zu bringen. Dann noch ein paar Nächte perfekter Himmel
und so konnte dies gelingen. Klingt einfach, ist aber nur möglich, wenn alle
Einzelfaktoren passen.
Dafür nochmals vielen Dank nach Kirsten und Reinhold
Wolfgang